Raus aus dem Container und rein in das Empfangsgebäude – nach mehreren Jahren und einer aufwändigen Sanierung ist der Fahrkartenverkauf in Oschatz wieder dort, wo er hingehört: in der Bahnhofshalle.
Oberbürgermeister Andreas Kretschmar (parteilos) umriss das Dilemma um den Oschatzer Bahnhof dramatisch. Auf der einen Seite hätten viele gemeckert, wie das Gebäude aussah. Andererseits hielt es nicht jeder für eine kluge Entscheidung, das Gebäude zu erwerben und mit der Sanierung zu beginnen. Ja, die Stadt Oschatz hatte und hat im wahrsten Sinne des Wortes eine Menge anderer Baustellen, für die sie viel Geld benötigt. Aber mit der Döllnitzbahn gab es für den Mittelteil des Gebäudes einen potenziellen Mieter, mit dem sie am Freitag offiziell einen Nutzungsvertrag abgeschlossen hat. Dank des Willens der Privatbahn, den Container als Fahrkartenverkaufs- und Beratungsstelle hinter sich zu lassen, verfügt die Stadt mit dem teilsanierten Bahnhof über ein gutes Aushängeschild für Bahnreisende, wie es Andreas Kretschmar ausdrückte.
Sanierung hatte viele Unterstützer
Dazu war jedoch mehr als nur guter Wille nötig. Der Oberbürgermeister sowie Ingo Neidhardt, Geschäftsführer der Döllnitzbahn, bedankten sich am Freitag Mittag bei zahlreichen Behörden, Verbänden und Institutionen, die dieses Vorhaben unterstützt und gefördert hatten. So half es erheblich, dass in der Ausschreibung des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) zur Bahnlinie Dresden-Oschatz-Leipzig ein Fahrkartenschalter in Oschatz gefordert war. Die Döllnitzbahn übernahm diese Aufgabe, die für die Deutsche Bahn AG nur lästige Pflicht war. „Gerade diese kommunale Zusammenarbeit zeigt, wie man Regionalverkehr erfolgreich gestalten kann“, betonte Landrat Kai Emanuel (CDU), der Verbandsvorsitzender des ZVNL ist.
Jede Menge Blumensträuße wurden am Freitag an alle überreicht, die sich bei der Sanierung dieses Gebäudes engagiert hatten. Keine Blumen, aber einen Briefumschlag erhielt Lutz Haschke. Mit dessen Inhalt, über den er keine näheren Angaben machte, würdigte der Landrat das ehrenamtliche Engagement des Fördervereines „Wilder Robert“. Dazu gab Musik von querDurch.
Symbolisches Ticket für Ingo Neidhardt
Der Oberbürgermeister überreichte Ingo Neidhardt als seinem ersten Mieter im Bahnhof eine symbolische Fahrkarte. Vom ZVNL-Vorsitzenden erhielt der Döllnitzbahn-Geschäftsführer einen neuen Verkehrsvertrag. Dieser gilt bis 2027 und gibt dem Unternehmen Planungssicherheit in einer bisher nie dagewesenen Dimension. Ingo Neidhardt, der auch die Geschäfte der Zittauer Schmalspurbahn führt, betonte, dass er nun zum zweiten Male erlebe, wie ein fähiges Unternehmen zur Blüte gebracht werde. Dafür sei er sehr dankbar.
Ingo Neidhardt hatte doppelten Grund zur Freude. Dr. Steffen Henkel, Landesbeauftragter für Eisenbahnaufsicht Sachsen, übergab ihm die vorläufige Genehmigung zur Inbetriebnahme des aus Österreich stammenden Triebwagens, der für die Döllnitzbahn umgebaut wurde. Mit ihm waren bereits die Ehrengäste der Bahnhofseröffnung von Mügeln nach Oschatz befördert worden.
Fotos: Ulli Brückl
Quelle: LVZ.de – Axel Kaminski 07.12.2018