Quelle: Leipziger Volkszeitung 30.11.2018
Das Oschatzer Bahnhofsgebäude ist gerettet: Nachdem bereits für den Zoll ein Mietvertrag unterschrieben wurde, hat am Dienstag auch die Döllnitzbahn unterschrieben. Am 7. Dezember soll die Mobilitätszentrale eröffnet werden.
Gute Nachricht für die Bahnreisenden ab Oschatz, zu denen auch täglich etwa 450 Pendler zählen. Die endgültige Rettung des Oschatzer Bahnhofsgebäudes wurde am Dienstag mit zwei Unterschriften besiegelt. Oberbürgermeister Andreas Kretschmar (parteilos) und Döllnitzbahn-Geschäftsführer Ingo Neidhardt signierten den Mietvertrag für den fast fertig sanierten Mittelteil des Gebäudes. „Damit ist das Haus komplett vermietet“, freute sich Kretschmar. In der vergangenen Woche war bereits der Vertrag für das Einmieten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamtes Dresden unterzeichnet worden.
Am 7. Dezember ist scharfer Start
„Wir haben nur noch wenige Tage Zeit für den Umzug, am 7. Dezember ist scharfer Start“, sagte Neidhardt. Nach seinen Angaben werden zwei Frauen, die bei der Döllnitzbahn angestellt sind, die künftige Mobilitätszentrale bewirtschaften. „Bisher haben wir unser Hauptaugenmerk auf den Fahrkartenverkauf gelegt“, sagte Neidhardt. Das soll sich nach dem Umzug aus dem jetzigen Verkaufscontainer in das benachbarte Bahnhofsgebäude ändern. „Wir werden einen Imbiss mit Kaffee, Würstchen und belegten Brötchen anbieten. Es wird Souvenirs und Zeitungen zu kaufen geben“, so Neidhardt. Die Öffnungszeiten der Mobilitätszentrale, die außerdem einen großzügigen Warteraum und öffentliche Toiletten bieten wird, sollen sich vorerst an denen des Fahrkartencontainers orientieren. „Wir werden schauen, wie der Bedarf ist und bei Sonderfahrten der Döllnitzbahn auch den Wochenenden öffnen“, kündigte der Bahnchef an. Der Vertrag zwischen der Stadt Oschatz als Eigentümer und der Döllnitzbahn als Mieter läuft bis 2025.
Volksvermögen verschleudert
Anlässlich der Unterzeichnung des Mietvertrages erinnerte Neidhardt an die Ausgangslage der meisten kleinen Bahnhöfe in Deutschland. Mit der Privatisierung der Deutschen Bahn im Jahr 1994 wurde auch ein Großteil der Bahnhöfe an private Investoren verkauft. Viele dieser Immobilien gammelten anschließend vor sich hin – so auch in Oschatz. „Es ist ein Unding, wie mit Volksvermögen umgegangen wurde. Und es ist ein großes Geschenk, dass Oschatz den Bahnhof gekauft hat und ein Schmuckkästchen daraus macht“, so Neidhardt.
Vor knapp drei Jahren hatte sich Oschatz zum Kauf entschlossen. „Ich bin froh, dass der Stadtrat meiner Empfehlung gefolgt ist und wir den Bahnhof gekauft haben, obwohl das keine kommunale Pflichtaufgabe“, sagte Oberbürgermeister Kretschmar.
Foto: Der Oschatzer Oberbürgermeister Andreas Kretschmar (l.) und Döllnitzbahn-Geschäftsführer Ingo Neidhardt unterzeichnen im historischen Ratssaal den Mietvertrag für den Bahnhof Oschatz.